Was vor der Reitabzeichen Prüfung zu bedenken ist

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Was vor der Reitabzeichen Prüfung zu bedenken ist

Ein Reiterabzeichen wird nicht einfach von heute auf morgen „gemacht“. Es kostet Zeit, Geld und Energie. Darüber muß sich der Anwärter vorher klar sein, wenn er nicht ohne ausreichende Vorbereitung in die Prüfung gehen oder von unvorhergesehenen Ausgaben überrascht werden will. Wer nicht ohnehin häufig reitet (d. h. mindestens zweimal in der Woche!), muß mit einer – je nach Bedarf – mehr oder weniger großen Anzahl von Extrastunden rechnen.

In den meisten Fällen ist es dringend zu raten, mehrere Einzelstunden in Dressur und Springen zu nehmen. Auch für den theoretischen Unterricht muß man die nötige Zeit mitbringen, ganz abgesehen davon, daß der theoretische Stoff gründlich gelernt und ver­standen sein will. Die Prüfung – mit einer kleinen Nachfeier – dauert bei mehreren Kandidaten meistens einen knappen Tag; am günstigsten da­für ist wohl Samstag oder Sonntag.

An finanziellem Aufwand ist außer den zusätzlichen Reitstunden die Prü­fungsgebühr zu rechnen, die in den einzelnen Vereinen verschieden hoch ist und sich außerdem danach richtet, ob man sein eigenes Pferd oder ein Verleihpferd reitet. Man muß zwischen 30,- EUR und  70,— EUR rechnen. Hinzu kommt der Preis für das Abzeichen selbst, das aus einer kleinen und einer größeren Anstecknadel besteht. Das Abzeichen der Klasse I (Gold) wird ohne Gebühr verliehen. Eventuell notwendige An­schaffungen zum Reitanzug können teuer sein. Aber vielleicht ist ein guter Freund bereit, mit einer Reitkappe oder einem schwarzen Rock auszuhelfen.

Für das Kleine Hufeisen und die Reiternadel sind Reitstiefel vorteilhaft, aber nicht unbedingt erforderlich. Doch sollte wenigstens die Oberbeklei­dung der Abteilung einheitlich sein: zum Beispiel schwarze Pullis und weiße Hemden bzw. Blusen oder nur das letztere. Die Farbe der Hose ist nicht vorgeschrieben. Wenn ein Reiter als einziger bereits eine weiße Tur­nierhose besitzt, sollte er sie aus Rücksicht auf seine Mitreiter lieber im Schrank hängen lassen. Am besten ist es, die Kleidung nach dem Motto auszusuchen: lieber die bequemere Hose statt der schöneren, die viel­leicht irgendwo spannt!

Für den Reitanzug bei allen übrigen Abzeichen gelten folgende Empfeh­lungen: weiße oder beige Hose, Stiefel und ein einfarbiger, gedeckter Reitrock; dazu gehören weißes Hemd, weiße Krawatte oder Plastron und weiße Handschuhe. Als Kopfbedeckung wird eine schwarze Jagdkappe getragen. Dannen können auch einen Zylinder aufsetzen.

Sehr wichtig ist die Frage nach dem geeigneten Pferd. Bei Reitern von Schulpferden liegt es in der Hand des Reitlehrers, für jeden Reiter das möglichst passende, seiner Veranlagung und seinem Können entspre­chende Pferd zu finden. Eventuell ist auch der eine oder andere Besitzer bereit, sein Privatpferd für die Prüfung zur Verfügung zu stellen. Privatpferde-Besitzer, die ein Abzeichen machen, können ihre Pferde untereinander austauschen: Der eine hat vielleicht ein Pferd, das gut und willig springt, sich dagegen nicht für Dressur eignet, während es beim Pferd seines Reiterkameraden gerade umgekehrt ist. Je Prüfung sind je­doch pro Pferd/Pony nicht mehr als zwei Bewerber erlaubt.

Der Pferdebesitzer, dessen Pferd zwar den gewöhnlichen Anforderun­gen in der Bahn und im Gelände genügt, dem jedoch für das Reiterabzei­chen die letzte Durchlässigkeit oder Exaktheit noch fehlt, sollte sein Pferd einige Wochen vor der Prüfung zu seinem Reitlehrer oder einem fortge­schritteneren Reiter in Arbeit geben. Als sehr erfolgreich – vor allem auch für Prüfungsvorbereitungen – hat sich eine neue Lernmethode erwiesen, die man auch mentales Training nennt. So früh wie möglich vor Ihrer Prüfung beginnen Sie damit, sich immer wieder ohne Pferd vorzustellen, wie Sie die einzelnen Lektionen, die Dressuraufgabe oder den Parcours reiten. Schließen Sie dabei die Augen, stellen Sie sich den Reitplatz ganz genau vor und sprechen Sie in allen Einzelheiten laut aus, was Sie machen und wie sich das anfühlt. Tragen Sie ruhig diesen „geistigen Ritt“ Ihrem Reitlehrer vor, bauen Sie dessen Korrekturen und das, worauf Sie achten wollen, an den entsprechenden Stellen ein. Sie erzielen dabei ei­nen sehr guten Übungs-und Lernerfolg, werden sicherer und vermindern Ihre Prüfungsangst erheblich. Anfangs wird das Vorstellen und Nach­empfinden von Bewegungen mit dem Pferd schwerfallen – es kommen immer wieder andere Gedanken dazwischen! Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen, nach den ersten Versuchen wird es zunehmend besser klappen.

Für Reiter von Verleih- und Privatpferden gleich wichtig ist die Frage: „Wie lange muß ich mein Pferd abreiten?“ Da die Abreitezeit keineswegs bei allen Pferden gleich ist, muß man während des Übens genau heraus­bekommen, wie lange das eigene Pferd braucht, bis es gelöst ist. Erst dann – und auf keinen Fall früher – können die versammelnden Lektionen beginnen. Beim Abreiten und gerade bei Pferden, die schwierig „an die

Zügel zu reiten“ sind, ist es wichtig, immer wieder Pausen am langen Zügel einzulegen, damit die Pferde bei der Prüfung nicht anfangen, mit dem Kopf zu schlagen oder sich hinter dem Zügel zu verkriechen, weil sie einfach nach einiger Zeit in Genick, Ganaschen und Halsmuskulatur ermüden. Wesentlich ist es auch, rechtzeitig mit dem Abreiten aufzuhö­ren und nicht über den Höhepunkt hinaus weiterzumachen, bis das Pferd wieder schlechter wird. Vielleicht braucht man vor der Prüfung wegen der Aufregung noch ein bißchen mehr Zeit, bis das Pferd völlig losgelassen und durchlässig ist. Dauert es bis zum Beginn der Aufgabe länger als be­rechnet, so kann man die Zeit durch Pausen mit hingegebenen Zügeln ausfüllen. Für Pferde und Reiter wäre eine Generalprobe mit der Prü­fungsatmosphäre (Kleidung, Zuschauer) natürlich eine gute Vorberei­tung, um die Aufregung zu überwinden.

In jedem Fall aber sollten alle diese Dinge gründlich und in Ruhe mit dem Reitlehrer besprochen werden, der gerne und nach bestem Wissen seinen Rat geben wird. Schließlich ist er nicht zuletzt selbst stolz darauf, wenn am Ende alle seine Schüler bestanden haben.

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