Alle Gangarten sind bei Galopprennen erlaubt. Einziges Ziel ist es, ohne den anderen regelwidrig zu behindern, möglichst schnell vom Start zum Ziel zu gelangen. Da der Galopp die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit des Pferdes ist, werden diese Rennen immer im Galopp zurückgelegt. Galopprennen werden hauptsächlich von Englischen Vollblutpferden bestritten, sie werden aber auch für Arabische Vollblüter, Halbblüter und zuweilen für Ponys ausgeschrieben. Die Pferde werden entweder von Jockeys (Berufsrennreitern) oder Amateuren geritten, in beiden Fällen darf ein bestimmtes Gewicht, welches das Pferd tragen muss, nicht unterschritten werden.
Ausschreibung
Die Ausschreibung regelt die genauen Modalitäten eines bestimmten Rennens. Diese umfassen insbesondere Ort, Zeit, Distanz, Dotierung und Bestimmung der zur Teilnahme berechtigten Pferde (Definition der angesprochenen Renn(leistungs)klasse). Diese Ausschreibungen werden in Deutschland vom veranstaltenden Rennverein in Abstimmung mit dem DVR erstellt. Das DVR (Direktorium für Vollblutzucht und Rennen) überwacht die Ordnungsmäßigkeit der als Pferdeleistungsprüfungen veranstalteten Rennen. An einem normalen Renntag (Rennveranstaltung) werden 7 bis 12 Rennen für unterschiedliche Leistungsklassen von Pferden ausgeschrieben.
„Offene Rennen“ für Pferde verschiedener Rassen gibt es in Deutschland nicht.
Preisgelddotierung
Das von den erfolgreichen Pferden zu gewinnende Preisgeld richtet sich nach der Bedeutung des Rennens. Je höher die zu prüfende / geprüfte Rennklasse der Pferde ist, desto höher ist auch das Preisgeld. Geldpreise gibt es üblicherweise für die vier erstplatzierten Pferde eines Rennens, in Ausnahmefällen auch für den Fünften oder Sechsten, im Verhältnis von etwa 10 : 4 : 2 : 1. In Deutschland unterscheidet man Rennen der Klasse A und B, wobei die Gesamtdotierung von Rennen der Klasse B unter 2.000 € liegt (in der Rennordnung geregelt).
Die international standardisierten Gruppen- und Listenrennen müssen eine Grunddotierung garantieren, diese beträgt z. Zt.
- 12.000 € für den Sieger eines Listenrennens,
- 40.000 € für den Sieger eines Gruppe-III-Rennens und
- 90.000 € für den Sieger eines Gruppe-I-Rennens.
Das höchstdotierte Rennen der Welt ist der Dubai World Cup mit 6.000.000$ allein für den Sieger.
Flachrennen
Beim Flachrennen führt die Rennstrecke durch hindernisfreies Gelände – heute immer eine spezielle Pferderennbahn –, das Steigungen aufweisen kann, aber keine Sprünge erforderlich macht. Die Renndistanzen variieren in Deutschland zwischen 1.000 m (Fliegerrennen, Sprints) und 3.400 m (Steherrennen) (Stand: 2007). Im Ausland werden auch Flachrennen über Distanzen von 800 m bis 4.200 m veranstaltet.
In Deutschland werden Flachrennen auf Grasbahnen und auf Sandbahnen (insbesondere in Neuss und Dortmund) veranstaltet, wobei die Kursführung unterschiedlich ist. In den schweizerischen Ferienorten Arosa und St. Moritz werden jährlich im Januar beziehungsweise Februar Galopprennen auf einem zugefrorenen See veranstaltet.
Aufgewichtsrennen
Bei Aufgewichtsrennen (auch Altersgewichtsrennen genannt) werden den Pferden abhängig von Alter, Geschlecht und ggf. vom bisherigen Erfolg Gewichte zugeordnet, die sie beim Rennen zu tragen haben.
Ausgleichrennen (Handicaps)
Beim Ausgleichsrennen werden den Pferden vom Ausgleicher (engl. Handicapper) gemäß ihren vorherigen Leistungen Gewichte zugeordnet, die sie im Rennen zu tragen haben, damit alle Teilnehmer des Rennens möglichst gleiche Siegchancen haben. Die Gewichte, die Pferde in Ausgleichrennen tragen, leiten sich aus dem Generalausgleich („GA“) ab.
Es gibt in deutschen Flachrennen vier Ausgleichklassen:
- Ausgleich I (sehr gute, entspricht im Fußball der Spielklasse „erste Bundesliga“, ca. Skala = GAG-Abzug: GAG minus 28 kg)
- Ausgleich II (gute, ca. Skala: GAG minus 18 kg)
- Ausgleich III (durchschnittliche, ca. Skala: GAG minus 8 kg)
- Ausgleich IV (geringere Klassen, analog zu den „Landesligen“ im Fußball, ca. Skala: GAG plus/minus 0 kg)
in Hindernisrennen drei Ausgleichklassen:
- Ausgleich G (gute)
- Ausgleich M (mittlere)
- Ausgleich U (untere Klassen)
Ausgleichrennen für Dreijährige werden mittlerweile nicht mehr veranstaltet. Dafür hat man allerdings frühere Startmöglichkeiten für Dreijährige in den Ausgleichen I bis IV geschaffen. Ebenfalls nicht mehr veranstaltet werden Rennquintett-Ausgleiche, nachdem Lotto diese Wette im Jahre 2003 einstellte. Ausgleiche G für Hindernispferde gibt es aktuell auch kaum noch, weil die Leistungsstärke der aktiven Hindernispferde nicht dieses Niveau erreicht.
Am 17. Juni 2008 wurde in Deutschland erstmals ein Ausgleichsrennen gelaufen, bei dem die Festlegung der Skala erst am Tage des Nennungsschlusses durch den Ausgleicher erfolgte. Dieses Rennen fand auf der Galopprennbahn Köln-Weidenpesch statt.[4]
Zuchtrennen
Ein Zuchtrennen ist ein Flachrennen, in dem alle Pferde eines Jahrgangs, abgesehen von der Stutenerlaubnis, das gleiche Gewicht tragen. (Nr. 255 der Deutschen Rennordnung). Im engeren Sinne sind nur die Klassischen, Gruppen- und Listenrennen Zuchtrennen.
Klassische Rennen
Klassische Rennen sind Zuchtrennen für dreijährige Pferde. Dazu zählen:
- das Derby, das wichtigste Rennen für dreijährige Pferde. Ein Derby (Distanz: 1 1/2 engl. Meilen = ca. 2.414 m) wird in fast jedem Land der Erde ausgetragen. Namensabweichungen: USA: Kentucky Derby; Frankreich: Prix du Jockey Club.
- die 1.000 Guineas, (Distanz: 1 engl. Meile = ca. 1.609 m) ausschließlich für Stuten. In Deutschland auch Henkel-Rennen genannt.
- die 2.000 Guineas, (Distanz: 1 engl. Meile = ca. 1.609 m) für Hengste und Stuten. In Deutschland auch Mehl-Mülhens-Rennen genannt.
- der Preis der Diana, das „Stutenderby“, benannt nach dem franz. Prix de Diane. Englisch „The Oaks“.
- das St. Leger, in der Regel der zuletzt ausgetragene Klassiker über eine Steherdistanz von 1 3/4 Meilen = ca. 2.800 Meter; das St. Leger ist das älteste der Klassischen Rennen (seit 1776); seit 2007 sind im Deutschen St. Leger auch Pferde startberechtigt, die älter als dreijährig sind.
Gruppenrennen
Das Gruppenrennen ist eine Form des Aufgewichtsrennens, das einer internationalen Klassifizierung unterliegt. Diese Klassifizierung soll den in der Zucht des Englischen Vollblüters angestrebten internationalen Leistungsvergleich ermöglichen und fördern. Es gibt Rennen der Gruppen I bis III. Der Gruppe I sind die bedeutendsten Rennen zugeordnet. Der Gruppen-Status richtet sich nach der historischen Bedeutung des Rennens, der Preisgelddotierung und der Leistungsstärke der teilnehmenden Pferde in den jeweils letzten 5 Jahren. Der Status eines Rennens wird regelmäßig überprüft und kann sich ändern. Das vom Pferd im Rennen zu tragende Gewicht ergibt sich aus seinem Alter und Geschlecht, in Gruppe-II- und Gruppe-III-Rennen aber auch aus seinen bisherigen Erfolgen. In Rennen der Gruppe II und III tragen Pferde, die zuvor schon ein Gruppe I-Rennen gewonnen haben, ein höheres Gewicht, zuweilen sind Gruppe-I-Rennen-Sieger in Gruppe-III-Rennen sogar ausgeschlossen. Ein Pferd, das ein Gruppe-I-Rennen in Frankreich, England oder Irland gewonnen hat, bekommt dabei das gleiche Aufgewicht wie ein Pferd, das ein Gruppe-I-Rennen in Deutschland oder Italien gewonnen hat.
Das System der Gruppenrennen wurde 1972 in Frankreich, England, Irland und Italien eingeführt, Deutschland kam ein Jahr später hinzu. Inzwischen gibt es weltweit Gruppenrennen. Ein besonderes Merkmal von Gruppenrennen ist, dass im Ausland trainierte oder gezogene Pferde nicht von der Teilnahme ausgeschlossen werden dürfen. Damit dienen Gruppenrennen dem internationalen Leistungsvergleich und sind z. B. mit der Champions League im europäischen Fußballsport vergleichbar.
In Deutschland hat Köln mit den Rennen Rheinlandpokal und Preis von Europa zwei Rennen der Gruppe I im jährlichen Veranstaltungsprogramm, in Düsseldorf wird der Preis der Diana als Gruppe-I-Rennen entschieden.
Auf der Galopprennbahn Hoppegarten wird seit 2010 jährlich wieder der Große Preis von Berlin ausgetragen, ein Gruppe I-Rennen mit einer Gesamtdotierung von 175.000 € im Jahr 2012.[5]
Das wichtigste und höchstdotierte deutsche Gruppenrennen ist das Deutsche Derby, im Jahr 2007 mit einer Gesamtdotierung von 635.000 € – davon 381.000 € dem Sieger. Es wird traditionell am ersten Sonntag im Juli auf der Rennbahn in Hamburg-Horn über die „klassische Derby-“ Distanz von 2.400 m (= ca. 1 1/2 engl. Meilen) ausgetragen.
Neben dem Derby sind auch alle anderen Klassischen Rennen Gruppenrennen.
Der Große Preis von Baden ist neben dem Derby das wichtigste Rennen in Deutschland. Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein Gruppe-I-Rennen über 2400 Meter (für dreijährige und ältere Pferde), das jährlich am ersten Sonntag im September auf der Galopprennbahn Iffezheim bei Baden-Baden entschieden wird.
Listenrennen
sind Aufgewichtsrennen, deren Leistungsniveau wie das der Gruppenrennen international überwacht wird. Listenrennen sind Zuchtrennen, die in Bedeutung und Dotierung unter den Gruppenrennen rangieren (sie sind praktisch eine „Gruppe IV“). Siege und Platzierungen in Listenrennen dürfen, wie bei Gruppenrennen, in Auktionskatalogen unter Nennung des Renntitels in fetten Druckbuchstaben gelistet werden (sog. „Blacktype“-Rennen).
Verkaufsrennen
Verkaufsrennen sind Hindernis- oder Flachrennen, bei denen die teilnehmenden Pferde zum Verkauf stehen. Das vom Pferd zu tragende Gewicht ergibt sich aus Alter und Geschlecht des Pferdes und aus dem so genannten Einsatzpreis, also dem Betrag, den der Besitzer des Pferdes als Mindestkaufpreis festlegt. Nach dem Rennen können Interessierte Gebote für die teilnehmenden Pferde abgeben, diese werden auf Zetteln in eine dafür bereitstehende Box geworfen. Sind mehrere Gebote für ein Pferd vorhanden, erhält es der Bieter mit der höchsten gebotenen Summe, gibt es kein Gebot für ein Pferd, verbleibt es bei seinem bisherigen Eigentümer. Verkaufsrennen sind in Deutschland selten, in anderen Ländern (z. B. Frankreich) finden diese häufig statt.
Jeder Interessierte hat die Möglichkeit, ein Pferd, das als Starter in einem Verkaufsrennen angegeben ist, vorher zu kaufen (claimen). Der Kaufpreis ist dann der Einsatzpreis des Pferdes und der Siegpreis des Rennens.
Wird das Pferd nach dem Rennen zu einem höheren Preis als dem Einsatzpreis verkauft, erhält der veranstaltende Rennverein den überschießenden Betrag.
In Deutschland wird im Anschluss an das Verkaufsrennen ausschließlich der Sieger versteigert.
Stutenrennen
In Stutenrennen sind ausschließlich Stuten startberechtigt. Diese können in Verbindung mit anderen Rennarten wie beispielsweise Gruppe-Rennen ausgeschrieben werden. Die bekanntesten Stutenrennen in Deutschland sind der Preis der Diana und die German 1000 Guineas. Die beiden Rennen gehören zu den klassischen Rennen.
Schimmelrennen
Seit 2005 wird jährlich im Oktober das Schimmel-Derby in Krefeld über 2050 m gelaufen. Es handelt sich hierbei um ein Aufgewichtsrennen, bei dem ausschließlich Schimmel startberechtigt sind. Entgegen einem „echten“ Galopp-Derby sind in diesem Rennen auch Schimmel startberechtigt, die älter als drei Jahre sind.
Andere Schimmelrennen kamen in Deutschland bislang nicht zustande.
Halbblutrennen
Halbblutrennen werden sowohl auf der Flachbahn als auch über Sprünge ausgetragen. Hier dürfen ausschließlich Pferde starten, die aus der Halbblutzucht stammen, also keine reinen Vollblüter sind. Der Begriff Halbblut ist etwas irreführend, weil die meisten der dort startenden Pferde einen Vollblutanteil von über 95 % haben. Die Franzosen nennen diesen Typ Pferd deswegen auch AQPS Autre que pur sang. Pur sang, „reines Blut“, ist in Frankreich der Begriff für Vollblüter, und dementsprechend sind Halbblüter dort eben andere als reines Blut.
Halbblüter zeichnen sich vor allem durch ihre größere Zähigkeit aus und werden deswegen vornehmlich im Hindernissport eingesetzt. Die fehlende Höchstgeschwindigkeit gleichen sie mit größerer Ausdauer und Zähigkeit aus. In den Hochzeiten des Hindernissports wurden viele große Jagdrennen von Halbblütern gewonnen.
Heat (Heatrennen)
Heatrennen sind Rennen über mehrere Läufe, d. h. die gleichen Pferde treten mehrmals gegeneinander an. Ein Pferd ist Sieger eines Heatrennens, wenn es seine Gegner zweimal geschlagen hat. Die Läufe finden am gleichen Tag im Stunden-Abstand statt. Heats sind die Urform des Galopprennens. Im 17. und 18. Jahrhundert waren Heatrennen über 3 oder 4 engl. Meilen (ca. 4.800 bzw. 6.400 m) üblich. Diese Rennen wurden allerdings nicht wie heute in gleichmäßig hohem Tempo (Renngalopp) gelaufen, in der Anfangsphase war das Tempo eher gemächlich und erst bei Passieren des Distanzpfostens (ca. 200 m vor dem Ziel) wurde „richtig“ galoppiert. In gewisser Weise verliefen diese Rennen ähnlich wie heute Sprintrennen im Bahnradrennsport und waren stark von der Taktik beeinflusst, denn das Pferd, das zuerst antrat, war zumeist im Vorteil. Es konnte auch verabredet werden, dass sich die Reiter gegenseitig mit Peitschen schlagen konnten – Pferderennen waren damals also fast noch Zweikämpfe.
In der Frühphase des Galopprennsports wurden auch Entscheidungsläufe ausgetragen, wenn Pferde im „toten Rennen“ (engl. „dead heat“) als erste die Ziellinie passierten.
Heatrennen gibt es heute nur noch im Trabrennsport, z. B. wird das Deutscher Traberderby in Vor- und Entscheidungsläufen am gleichen Tag entschieden.
Hindernisrennen
Hindernisrennen werden für eigens zu diesem Zweck gezüchtete Pferde ausgeschrieben. Weil die Distanz von Hindernisrennen länger als bei Flachrennen ist und das Durchschnittstempo folglich langsamer, werden in Hindernisrennen für niedrigere Leistungsklassen auch Pferde eingesetzt, die sich in Flachrennen als zu langsam erwiesen haben. Hindernisrennen und Flachrennen sind verschiedene Sportarten: Pferde, die in Flachrennen nur wenig leisten können, sind in Hindernisrennen oft große Könner und umgekehrt.
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