(M)Ein Tag auf der Pferd International 2017

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Eindrücke und Erlebnisse auf PferdInternational 2017,

geschrieben von Barbara Jansen.

Gut ausgerüstet mit Sonnenhut, Sonnenmilch, Getränken und vor allem meiner Einkaufsliste bin ich am letzten Freitag zur Pferd International 2017 auf der Olympia Reitanlage in München-Riem aufgebrochen.

Zu meiner ersten „richtigen“ Pferd International. Oder sagen wir besser, zu meiner ersten richtig „sinnvollen“ Pferd International. Als Pferdefreund, der im Münchner Umland wohnt, komme ich natürlich schon seit Jahren nicht an einen Besuch beim Pferd International vorbei. Aber in diesem Jahr ist alles anders. Seit gut einem Monat bin ich stolze Besitzerin einer schweren Warmblutstute und da ist die Pferd „Inter“, wie eigentlich alle im Stall sagen, natürlich die heiß ersehnte Veranstaltung, bei der ich mein bisher mangelndes Equipment aufbessern kann. Oder?

Natürlich habe ich im Vorfeld alles sorgfältig vorbereitet. Der Brückentag ist seit einiger Zeit als Urlaubstag eingetragen. Die Hoffnung besteht, dass es Freitag nicht so voll ist und man sich besser beraten lassen kann. Meine Einkaufsliste ist täglich gewachsen und gliedert sich inzwischen in „unbedingt kaufen“ und „vielleicht kaufen“; also wenn es günstig her geht, der ein- oder andere Messepreis wird sicher helfen, die Grundausstattung meines Pferdes zu vervollständigen.

Ich starte meine Tour vorbei an den Verkaufszelten am Springplatz. Ja, genau, „vorbei“ an den Zelten. Die meisten Stände wirken erstmal etwas teuer auf mich, sehr noble Dinge, die dort ausgestellt sind. Markenware. Neuheiten. In den Ständen, zwei bis drei Verkäufer, die erwartungsfroh auf Kundschaft warten. Naja, erstmal weiter gehen. Mal schauen, was die anderen Verkaufsflächen so bieten.

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Vorbei an Autos, die zwar locker einen Hänger mit meinem zugegeben noch übergewichtigen Pferd ziehen könnten, aber weder meinem Budget entsprechen noch auf meiner Einkaufsliste stehen (nicht mal unter „vielleicht kaufen“) und dem beeindruckenden Stand eines Reitstall-Ausstatters geht es weiter. Ich frage mich, ob sich der Messestand für ihn lohnt. Kommen wirklich Reitstallbesitzer zur Pferd International, um sich eine neue Führanlage, Boxen oder Reithallenböden zu kaufen? Muss wohl so sein, der Stand sieht toll aus. Mich zieht es aber weiter, ich will ja nur ein einziges Freitzeitpferd ausstatten…

Auf dem Messeplatz am Haupteingang fühle ich mich direkt wohler.

Viele kleinere Stände mit dem „Kleinkram“, den man immer braucht. Halfter, Führstricke, Putzzeug, Gamaschen, Satteldecken. Andere Stände mit Anziehsachen, von Sommerreithose bis Wintermantel. Der riesige Stand von Loesdau fällt sofort ins Auge, natürlich auch, weil ich den Namen kenne. Hier finde ich „gleich“ bestimmt was passendes, aber erstmal weiterschauen. So richtig in Kauflaune bin ich dann doch immer noch nicht, vielleicht gibt es in der Verkaufshalle noch bessere Angebote?

Anstatt in die Verkaufshalle abzubiegen, gehe ich automatisch geradeaus weiter. Ja, hier ist es super, hier fühle ich mich richtig wohl und hier genieße ich die Pferd International seit Jahren. Hier bin ich als Freitzeitreiter richtig und hier gibt es Emotionen, Freude, Ehrgeiz und Stolz rund ums Pferd und rund ums Pony. Wie jedes Jahr setze ich mich auf die langsam verrottenden Tribünen des alten Reitstadions. Die Sonne brennt mal wieder herunter und ich freue mich, dass ich an Sonnenmilch und Sonnenhut gedacht habe.

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Und dann fängt auch schon das große Winken an.

Gemeinsam mit vielen Schulklassen genieße ich das Schauprogramm und bekunde mein Gefallen durch Winken. Bitte nicht klatschen, wenn es euch gefällt, hat der Stadionsprecher gesagt. Die Pferde sind keine Turnierpferde, sie sind das laute Klatschen nicht gewöhnt und bekommen vielleicht Angst. Naja, richtig laut würde es auf dem großen Platz eh leider selten. Ich verstehe nie, warum nicht mehr Familien mit Kindern oder andere Reiter sich die Schau anschauen. Alle Beteiligten sind mit so viel Mühe, Liebe und Eifer dabei und es macht mir so viel Freude zuzuschauen. Vielleicht verlieren sich die Menschen auch ein wenig auf dem großen Platz, aber scheinbar kommen doch die meisten Besucher zum Einkaufen oder für den großen Sport auf Spring- und Dressurplatz.

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Der Schrankenschneiderhof präsentiert seine Tinker, 4 Deckhengste, 2 Stuten und als Highlight Captain Jack Sparrow. Das 5/1/2 Wochen alte Hengstfohlen, das tapfer mit seiner Mutter mitläuft und immer mal wieder den ein- oder anderen Bocksprung einlegt, bekommt viele „Ohs“ and „Ahs“ zur Belohnung. Direkt am Anschluss kommen die Friesen des Friesenpferde Zuchtverbands (DFZ). Vor der Kutsche und unterm Sattel ein toller Anblick. Herkules, den jungen Friesen, der noch etwas nervös und wahnsinnig schnell über den Platz galoppiert, besuche ich später noch im Stall. Jetzt klebe ich aber noch auf meinem Sitzplatz und bewundere die Reiter des Bayrischen Zuchtverbandes für Kleinpferde und Spezialpferderassen (BZVKS). Der Verband betreut über 70 Pferderassen, lerne ich vom Stadionsprecher. Aber was bedeuten Fakten, während z.B. zwei Minishetties die Hindernisse in Form von Strohballen und Fässern für die Springquadrielle der gerittenen Pferde hereinbringen? Ich frage mich nicht zum ersten Mal heute, ob mein Pferd eines Tages so etwas auch kann und bei einer solchen Veranstaltung dabei sein kann. Ich komme zu dem Schluss, mein Pferd wahrscheinlich schon. Aber seine Reiterin hat bestimmt nicht die Nerven, die die Reiter hier zeigen. Dann heißt es „Winken einstellen, anschnallen, schreien, klatschen und jubeln“. Die schnellste Quadriga Deutschlands, Klaus Luber mit seinen Haflingerhengsten, darf lautstark angefeuert werden, was dank der Schulklassen auch sehr gut gelingt. Während pferdebegeisterte Kinder den Platz stürmen, um beim Programmpunkt „Pferde zum Anfassen“, die Pferde des BZVKS, Friesen, Kaltblüter mit Fohlen und Quaterhorses vom DQHA zu streicheln und auf den Quatern geführt zu werden, widerstehe ich dem Drang es ihnen gleich zu tun und überlege, wer sich wohl als nächstes präsentiert. Schließlich siegt aber doch der Verstand. Ich muss einkaufen gehen, die Passione Maremma, die Zehnerzüge, die Pferde des Haupt- und Landgestüts Schwaiganger, die Mounted Games, Cutting mit der DQHA und die Polo Spieler werde ich mir wohl ein anderes Mal anschauen (müssen).

Ich schaffe es, in die Verkaufshalle abzubiegen. Hier finde ich viele Stände mit Reitsportzubehör, die mich interessieren. Ich schau mir ein paar Satteldecken an, die mir gefallen und zudem noch preislich echt erschwinglich sind. Der Longier Gurt gefällt mir, steht aber nur auf der „vielleicht“ Liste. Vielleicht sollte ich weitergehen und erstmal die „unbedingt“ Liste abarbeiten? In Gedanken setzte ich noch eine Führkette mit weichem Strick auf die Liste, die hatte ich doch hier irgendwo gesehen, oder? Nach den Geldbörsen im Ledergeschäft sollte ich gleich auch noch schauen und beim Reitladen24 bekomme ich bestimmt auch was ich brauche. Oh, ein Ausgang… gleich 12 Uhr.

Laut Zeitplan beginnt bei der Working Equitation um 12 Uhr die Masterclass Dressur Trail. Einkaufen kann ich ja auch später noch… Ich ergattere einen Schattenplatz auf der aufgestellten Tribüne und warte… und warte… und warte… Schließlich die Durchsage, dass um 12:20 Uhr ein öffentliches Training beginnt. Das ärgert mich jetzt schon ein wenig. Die Zeit hätte ich sinnvoller verwenden können. Aber da ich schon mal da bin, schau ich mir zwei Trainingsrunden an und erhalte sehr viele Informationen über die Sportart. Z.B. dass in der Masterclass nur einhändig geritten werden darf, dass es viel auf die Versammlung der Pferde ankommt, dass die Pferde nur auf Abruf spritzig sein dürfen, dass das Pferd im Moment einfach mal entspannt Schritt gehen üben soll. Ich bewundere, wie einfach es aussehen kann ein Gatter zu öffnen und zu schließen, dass man rückwärts auch im Slalom gehen kann, dass man Holzbrücken auch im Galopp überqueren kann. Das übe ich mal zuhause, irgendwann, in ein paar Jahren vielleicht…

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Irgendwann komme ich dann doch noch zum Einkaufen.

Ich finde die passende Führkette, kaufe schöne Halfter zum Schnäppchenpreis, lasse mich beraten in Sachen Pferdeshampoo und freue mich über die ehrliche Meinung der Verkäuferin, dass ein Babyshampoo es eigentlich auch tut.

Bei den Geldbörsen finde ich einen kleinen, flachen Geldbeutel mit Münzfach. Nach so etwas suche ich schon seit ganz langer Zeit. Toll. Der nette Verkäufer, ich vermute der Besitzer des Geschäftes, bietet mir direkt einen ähnlichen, günstigeren Geldbeutel zum Vergleich an, erklärt mir die Unterschiede in Verarbeitung und Leder, ist dabei super nett und überhaupt nicht aufdringlich. Seine Geldbörsen mit den Hirschen gefallen mir auch sehr gut. Seinen Webshop www.lederwarenvertrieb.de werde ich bald mal besuchen. Auch wenn eine Geldbörse eigentlich gar nicht auf der Einkaufsliste stand.

Was ich vermisse, sind Steigbügel. Nur in einem Geschäft entdecke ich auf Anhieb besonders sichere Steigbügel mit einem Gummizug gegen Feststecken beim Sturz. Diese erhöhte Sicherheit ist mir allerdings keine 300 Euro wert. Messepreis versteht sich. Gott sei dank ist mein Sattler von der Sattlerei Ansorge München auch mit einem Stand vor Ort und empfiehlt mir „die ganz normalen Steigbügel, schwer genug, dass man sie schnell wieder bekommt, wenn man sie mal verliert“. Gut, die sind etwas günstiger und nach einiger Suche finde ich sie auch an einem anderen Stand.

Den Einkauf der restlichen Dinge verschiebe ich auf den nächsten Tag, wenn ich zur Stil- und vor allem zur Sinnberatung meine Reitbeteiligung dabei habe. Die Vielfalt der Produkte hat mich doch etwas erschlagen und ich weiß nicht mehr so recht, was ich eigentlich will und was nicht. Da ist eine zweite Meinung besser.

Dann sehe ich noch etwas, was ich unbedingt brauche, obwohl ich es bisher nicht wusste… Die Leute von 4Hooves haben einen kleinen Lederclip mitgebracht, mit dem man die Reitgerte leicht an Sattel oder Hose befestigen kann. Ein absolutes „Must-Have“ für mich, fällt zwar in die Kategorie, „braucht man nicht“, aber gleichzeitig auch in die Kategorie „will ich haben“. Überhaupt ein schöner Stand, auch die Reithose in Lederhosen-Optik gefällt mir und die Chemie-freien Pflegeprodukte.

Zum Abschluss des Tages schaue ich mir die Polo-Reiter an.

Es wird ein Turnier ausgetragen und es gibt sogar zwei Teams aus Kasachstan. Ich schwanke zwischen Bewunderung für Reiter und Pferde und der Frage, ob das für die Pferdegelenke und den Kreislauf nicht viel zu viel ist. Daher finde ich es besonders toll, dass man die Pferde während des gesamten Turniers besuchen kann. Sie stehen am Rande des Spielfeldes in kleinen Paddocks und machen auf mich jetzt keinen überanstrengten Eindruck. Die ebenfalls rasanten und Geschicklichkeit fordernden Spiele beim Internationalen Mounted Games Turnier, das ich an einem anderen Tag anschauen konnte, gefallen mir dennoch noch besser.

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Internationalen Spitzensport in Dressur und Springen gibt es auf der Pferd International auch zu sehen, stimmt. Lohnt sich bestimmt auch sehr, diesen anzuschauen. Leider bin ich dazu nicht gekommen, weil ich halt doch eher die Freizeitreiterin bin und ich die Leistung der Freizeitreiter, die bei Pferd International mitmachen, immer so genial finde.

Mit Sonnenbrand, schmerzenden Füßen, vielen Tüten und wunderschönen Eindrücken, treffe ich das Fazit meines Tages: Die Pferd International bietet wirklich für jeden etwas. Einkaufsmöglichkeiten, die jedes pferdebegeisterte Herz höher schlagen lassen, von hochwertig bis Schnäppchen. Ein Schauprogramm, das nicht nur Kinder begeistern sollte. Einblicke in „andere“ Pferdesportarten. Turniersport.  Ein Besuch lohnt sich in meinen Augen für Familien und Reiter jeglicher Ausrichtung.

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Einziger Wermutstropfen sind die Preise. Wenn ich für den Eintritt schon 23 Euro bezahlen muss, fehlt mir das Geld dann doch für den ein- oder anderen Einkauf. Auch Essen und Trinken sollten zumindest Familien selber dabei haben, die Kugel Eis für 2 Euro kann man sich dann zum Nachtisch gönnen. Schön aber, dass man mit Dauerkarten und Familienkarten die Möglichkeit hat, einen günstigeren Eintritt zu bekommen.

Nächstes Jahr gehe ich bestimmt wieder hin. Am besten gleich zu zweit, dass die Einkaufstour etwas leichter fällt. Und am besten plane ich gleich den täglichen Besuch ein, vielleicht habe ich dann mal Zeit für „Alles“.

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